Die Zahl der Geburten in Mönchengladbach steigt. Mehr Eltern wollen ihre Kinder gut betreut wissen, und das schon ab dem ersten Lebensjahr. Das sind die Erkenntnisse aus der aktuellen Kindergartenbedarfsplanung. Momentan sind 467 Plätze in vorhandenen Einrichtungen überbelegt. Dazu kommen 284 fehlende Plätze für Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren sowie 508 Plätze für Kinder unter drei Jahren. Eingerechnet sind bereits 155 Plätze, die zurzeit noch gebaut werden. In einer ‚Aktuellen Stunde‘ trafen sich vor diesem Hintergrund Vertreter der Tagesmütter, des DPWV und der Wirtschaftsförderung sowie die Sozialdezernentin Dörte Schall, um mit der SPD-Fraktion über den dringend notwendigen Kita-Ausbau zu diskutieren.
„Im letzten Jugendhilfeausschuss wurde die Gründung von vier neuen Einrichtungen auf den Weg gebracht. In dem vorlaufenden Interessensbekundungsverfahren konnten wir passende Träger gewinnen. Als Ratsmehrheit haben wir im Haushalt 2017 auch Geld für neue Lena-Gruppen bereitgestellt. Weitere Neubauten müssen jetzt folgen. Es gibt viele Bausteine, die zu einer qualitativen und bedarfsgerechten Betreuung der Kinder beitragen. Auch die Tagesmütter gehören explizit dazu. Sie sind für viele – gerade in den ersten zwei bis drei Jahren – eine wichtige Anlaufstation und müssen unbedingt neben den Kitas einen festen Platz haben“, so Monika Berten, jugendhilfepolitische Sprecherin der SPD-Fraktion.
Dorothea Hüttersen, MUMM Familienservice gGmbH, und Helga Räder-ten Cate, DPWV e. V., machen deutlich: „Die Nachfrage nach 45-Stunden-Plätzen steigt deutlich. Viele Eltern geben ihre Kinder bereits nach der Elternzeit im Alter von ein oder zwei Jahren in die Kita, wo sie dann bis zur Einschulung bleiben. Daher können wir älteren Kindern kaum einen Platz bieten. Im Moment gehört es für Eltern fest dazu, die eigenen Kinder in der Kita betreuen zu lassen. Diese Entwicklung ist positiv und muss von der Politik weiter unterstützt werden. Die Gebührenfreiheit wäre da ein großer Schritt. Die Stadt Mönchengladbach sollte jedoch darauf achten, keine Großeinrichtungen zu fördern. Kitas mit bis zu neun Gruppen sind einfach zu unübersichtlich. Die Stadt sollte außerdem überlegen, ob sie nicht zukünftig die Trägeranteile übernehmen kann. In anderen Städten ist das schon längst üblich, um den Kita-Ausbau voranzutreiben. 50.000 Euro pro Jahr für eine viergruppige Einrichtung als Anteil für einen Träger sind eine Menge Geld, und die Stadt sollte darauf achten, dass die Trägervielfalt erhalten bleibt.“
Reinhold Schiffers, Aufsichtsratsvorsitzender der GWSG, beschreibt notwendige Schritte: „Unsere städtischen Wohnungsbauunternehmen müssten nach jetzigen Erkenntnissen zehn bis zwölf Kitas in den nächsten Jahren bauen. Dafür braucht es eine verlässliche Zusammenarbeit mit den Trägern, damit die Finanzierung sichergestellt ist. Außerdem sollten wir stärker über eine modulare Bauweise nachdenken, die das ganze Verfahren beschleunigen kann. Der Kita-Ausbau sollte sich nicht durch ausstehende Baugenehmigungen unnötig verzögern.“
Felix Heinrichs, SPD-Fraktionsvorsitzender, fasst zusammen: „Die Ankündigung der Firma Reuter, im Nordpark eine Kita zu bauen, ist ein tolles Signal! Dabei ist es mit einigen Schwierigkeiten verbunden, eine Kita in einem Gewerbegebiet zu errichten. Aber gerade die Nähe zum Arbeitsplatz ist für Eltern wichtig. Neben den baulichen Voraussetzungen und den verfügbaren Grundstücken kommt es aber auch auf geeignete Mitarbeiter an. Noch sind Erzieherinnen und Erzieher auf dem Arbeitsmarkt zu finden, aber in absehbarer Zeit kommt ein echter Fachkräftemangel auf uns zu. Daher müssen wir auch die Ausbildung stärken und Jahrespraktikantinnen und Jahrespraktikanten in Mönchengladbach halten. Als SPD-Fraktion werden wir uns für den Bau weiterer Kitas einsetzen, darauf achten, dass keine ‚Riesenkitas‘ entstehen, die Ausbildung stärken und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft weiter intensivieren.“