SPD-Fraktion diskutiert über Leerstand: „Instrumente sind da, nutzen wir sie!“

„Gerade in Rheydt sind noch viele Baustellen offen. Aber es hat sich durch die Soziale Stadt Rheydt auch viel getan. Der Marktplatz ist ein absoluter Anziehungspunkt geworden. Es kommen wieder mehr Menschen in die Stadt. Der Kauf und der Umbau des Karstadtgebäudes hat die Lage stabilisiert. Für ein halbes Jahr kommt die Rollbrettunion jetzt im ehemaligen KiK an der Hauptstraße unter. Und auch der geplante Rathausneubau und das studentische Wohnen an der Friedrich-Ebert-Straße werden zusätzliche Kaufkraft nach Rheydt bringen. Als Quartiersmanagement sind wir eine Art Scharnier zwischen vielen Interessen und Beteiligten. Die Schauzeit zum Beispiel wird auch 2017 wieder stattfinden und Kultur in die Schaufenster bringen. Uns muss es gelingen, Rheydt ein Stück Identität und Zusammenhalt zurück zu geben“, so beschreiben Barbara Schwinges und Markus Offermann vom Quartiersmanagement Rheydt die aktuelle Situation.

Auf Einladung der SPD-Fraktion diskutierten Vertreter des Rheydter City-Managements, des Rheydter Quartiersmanagements, der Wirtschaftsförderung und von provisorium.cc über Leerstände in den Innenstädten.

Marius Müller, Initiator von provisorium.cc, ergänzt: „Mit dem Online-Portal provisorium.cc haben wir eine Plattform geschaffen, um Vermieter und Mieter zusammenzubringen. Wir wollen gerade auch Zwischennutzungen ermöglichen, um die Innenstädte wieder zu beleben und langfristig neue Besucher und Mieter zu gewinnen. Wir dürfen die Innenstädte nicht aufgeben. Mit kulturellen Angeboten wollen wir gezielt jüngere Menschen anziehen. Das ganze kann nur dann funktionieren, wenn es Menschen vor Ort gibt, die sich immer wieder kümmern, nachfragen und moderieren. Das Rheydter Quartiersmanagement nutzt das Portal provisorium.cc als Werkzeug und leistet eine klasse Arbeit.“

„Unser größtes Problem ist die mangelnde Bereitschaft von Vermietern und Immobilienbesitzern, sich wirklich um ihre Objekte zu kümmern. Häufig werden überteuerte Preise verlangt, zu wenig investiert und zu wenig auf die potentiellen Mieter geschaut. Hinzu kommt, dass wir teilweise die falschen Flächen im Angebot haben. In der Rheydter Innenstadt beispielsweise fehlt es an geeignetem Raum für Filialisten. Die meisten Leerstände sind entweder zu klein, nicht modernisiert oder liegen zu weit ab. Absolut positiv bewerten wir den Einsatz von mags. Die Rheydter Innenstadt ist merklich sauberer geworden“, fasst Jürgen Rahner vom Rheydter Citymanagement zusammen.

David Bongartz, Prokurist der WFMG plädiert für eine mehrstufige Vorgehensweise: „Zwischennutzungen sind ein Baustein. Daneben müssen wir über neue Strategien sprechen, um geeignete Mieter zu finden. Gleichzeitig stehen Entscheidungen an, um sogar offensiv Verkaufsflächen zurückbauen und innenstadtnahes Wohnen oder Gastronomie in den Vordergrund zu rücken. Der Einzelhandelsmarkt ist gesättigt Der Online-Handel hat zu einer immensen Veränderung des Einkaufsverhaltens geführt. Und dank neuer Studien von Prof. Heinemann von der Hochschule Niederrhein wissen wir, dass dieser Trend eher noch anhalten wird. Neben klassischen Einzelhändlern zählen heute auch Start-ups, Co-Working etc. zum Interessentenkreis von freistehenden Ladenlokalen.“

„Die Diskussion hat deutlich gezeigt, wo wir politisch ansetzen können. Wir müssen als Stadt dort stärker tätig werden, wo uns schon Grundstücke und Gebäude gehören. In bestimmten Bereichen sollten wir über eine Vorkaufsrechtssatzung nachdenken, um Stabilität in die Eigentümergemeinschaft zu bringen. Statt immer neuer Verkaufsflächen setzen wir uns für innenstadtnahes Wohnen ein, das sowohl für junge Leute, Studenten und ältere Menschen interessant ist. Die Vorschläge zur Umgestaltung der oberen Hindenburgstraße bis hin zum Museum gehen in die absolut richtige Richtung. Bei allem ist es wichtig, dass wir die europäische Städteidee verteidigen. Wohnen, Einkaufen und Arbeiten gehören in einer urbanen Struktur eng zusammen,“ ist Felix Heinrichs, Vorsitzender der SPD-Fraktion Mönchengladbach überzeugt.

Josephine Gauselmann, Juso-Vorsitzende, erklärt: „Als Jusos haben wir die Leerstandsproblematik 2016 auf die Agenda unserer Partei gesetzt. Die lokalen Initiativen zeigen, dass wir das richtige Thema angepackt haben. Die Kommune kann nicht nur tatenlos zuschauen, wie die Zentren veröden. Instrumente sind da, nutzen wir sie!“