Im Frühjahr 2018 ist die Hochschule Niederrhein mit dem Audit „Vielfalt gestalten“ des Stifterverbandes der deutschen Wissenschaft ausgezeichnet worden. In einer gut dreijährigen Konzeptphase hat sich die Hochschule mit der eigenen Rolle, den veränderten Anforderungen und der heterogenen Zusammensetzung der Studierenden- und Mitarbeiterschaft auseinandergesetzt. Herausgekommen ist ein umfassendes Konzept, das die Vielfalt der Studierenden, aber auch der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, fördern und ermöglichen soll. Jetzt traf der SPD-Fraktionsvorsitzende den verantwortlichen Vizepräsidenten der Hochschule Niederrhein für Studium und Lehre, Prof. Dr. Berthold Stegemerten, zum Gespräch.
„Hinter dem etwas sperrigen Begriff Diversity steckt mehr als ein politisches Modewort. Unsere Gesellschaft hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich geöffnet. Heute ist es in den meisten Fällen egal, woher man kommt, welchem Geschlecht man angehört oder wen man liebt. Dennoch gibt es schreiende Ungerechtigkeiten in unserem Land. Der Unterschied bei der Bezahlung von Männern und Frauen, die gläserne Decke für viele Frauen auf dem Weg zu Führungspositionen oder auch die neuerliche Debatte um Inklusion zeigen, wie weit der Weg hin zu einer Gesellschaft der Akzeptanz und Offenheit noch ist. Erst recht geben einem die aktuellen Parolen von AfD und Co zu denken, für die Weltoffenheit und Vielfalt eher Schimpfworte sind und die Ängste bei den Menschen gegen alles Fremde schüren“, so Felix Heinrichs.
Prof. Dr. Stegemerten betont: „Für die Hochschule war das kein einfacher Prozess. In dem Kosmos Hochschule gibt es viele verschiedene Gruppen und Meinungen, ob und wie man sich dem Thema nähern soll. Es haben sich aber glücklicherweise engagierte Mitstreiterinnen und Mitstreiter gefunden, die nicht nur Papier, sondern vor allem gute Ideen produziert haben. Als Hochschule sind wir täglich an vielen Fronten gefragt. Bei rund 14.500 Studierenden und über 800 Beschäftigten gibt es viele Interessen auszugleichen. Wir wollen als Bildungseinrichtung ein deutliches Zeichen für eine offene Gesellschaft setzen und Vorreiter sein, wenn es darum geht, Vielfalt zu leben. Jetzt arbeiten wir an konkreten Projekten, um aus den Zielen Wirklichkeit werden zu lassen. Zum Beispiel gibt es ein Projekt, das sich um Studierende kümmert, die an ihrem Studium zweifeln. Dafür arbeiten wir mit zahlreichen regionalen Akteuren auf dem Arbeitsmarkt zusammen, auch mit der Stadt. Aber wir können uns auch darüber hinaus einen intensiveren Austausch mit der Stadt oder anderen Arbeitgebern und Institutionen gut vorstellen.“
„An vielen Stellen spürt man auch innerhalb der Stadt und der Stadtverwaltung einen Aufbruch hin zu mehr Offenheit und Akzeptanz. Am Ende kommt es neben allen Plänen und Konzepten darauf an, dass die einzelnen Menschen Vielfalt als Gewinn betrachten und sich nicht von antiquierten Bildern leiten lassen. Die Hochschule als Ideenschmiede unserer Stadt kann dabei helfen, Ängsten und Ausgrenzung entgegenzuwirken. Daher begrüße ich es sehr, dass sich auch die Studierenden der Hochschule an vielen Stellen aktiv in die Stadtgesellschaft einbringen. Stadt und Hochschule sollten nach gemeinsamen Projekten suchen, um Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu sensibilisieren und zur Öffnung der Stadtgesellschaft beizutragen“, so Felix Heinrichs.