Olaf Nöller spricht beim Rheydter Marktgespräch über Gott und die Welt

Was liegt näher, als mit einem Pfarrer über Gott und die Welt zu diskutieren? Olaf Nöller, evangelischer Pfarrer in Rheydt, nutzte die Möglichkeit und kam gerne zum Rheydter Marktgespräch der SPD. In sommerlicher Atmosphäre stand er den Genossinnen und Genossen im Café Rossini direkt am Rheydter Markt in Sichtweite der Hauptkirche Rede und Antwort. Ein besonderes Herzensanliegen des Kirchenmannes ist die Entwicklung des Rheydter Bereichs.

„Ich beobachte die Entwicklung in Rheydt seit vielen Jahren. Die Innenstadt hat durch das Förderprogramm Soziale Stadt einen riesigen Impuls erhalten. Der Marktplatz ist belebt und an vielen Stellen tut sich etwas. Als Evangelische Kirche verstehen wir uns als Teil dieser Entwicklung und haben mit der langjährigen Restaurierung der Hauptkirche und dem neuen Ernst-Christoffel-Haus einen sichtbaren Beitrag geleistet. Eine Stadt besteht aber nicht nur aus Bauwerken und schönen Plätzen, sondern vor allem aus dem gesellschaftlichen Zusammenhalt. Und hier bereiten mir die aktuellen Diskussionen schon Sorge. Der Ton in der Flüchtlingsdebatte hat eine Schärfe angenommen, die völlig unangemessen ist. Natürlich gibt es ‚schwarze Schafe‘, aber der Großteil der zu uns kommenden Menschen hatte einen guten Grund zur Flucht und bringt auch Potentiale mit. Als Kirchengemeinde gewähren wir beispielsweise einem jungen Afghanen Kirchenasyl aus humanitären Gründen und erleben auch sonst, dass sich junge Flüchtlinge bei uns ehrenamtlich engagieren, was viele persönliche Verbindungen und eine gegenseitige kulturelle Bereicherung eröffnet. Die Menschlichkeit in unserer Gesellschaft darf nicht verloren gehen, nur weil aus politischem Kalkül Ängste geschürt werden“, so Olaf Nöller.

„Jeden Tag bekomme ich in meiner Gemeinde auch ganz praktische Sorgen mit. Ältere Menschen haben große Ängste vor Überfremdung und Kriminalität, die manchmal auch überzogen sind, Jugendliche sind mitunter unentschlossen und tun sich schwer mit einem guten Start ins Berufsleben und gestandene Leute, die große persönliche Ressourcen haben, mit denen sie sich engagieren könnten, ziehen sich ins Privatleben zurück. Ich glaube, dass hier die Kirchengemeinden aber auch die Politik entgegenwirken müssen, indem wir – soweit unsere Zeit und Kraft reicht – auf die Menschen zu gehen“, sagt Nöller weiter.

Felix Heinrichs, SPD-Fraktionsvorsitzender, nahm ebenfalls an dem zweiten Marktgespräch in Rheydt teil: „Ich danke Olaf Nöller für seine klaren Worte. Der gesellschaftliche Zusammenhalt, der Teil unserer Identität ist, darf nicht verloren gehen. Damit sich die Menschen in Mönchengladbach aber auch weiterhin sicher, wohl und heimisch fühlen, müssen wir als Stadt auch die nötige Präsenz zeigen. Mit dem Quartierkonzept, das gerade in Entwicklung ist, wollen wir wieder stärker an die Menschen herankommen. Die Stadt muss deutlich machen, dass ihr kein Straßenzug und kein Wohnviertel egal ist, sondern die Menschen überall Angebote und Unterstützung finden. In diesem Konzept spielen natürlich auch die Kirchengemeinden eine Rolle, da hier noch viel gemeinschaftliches Leben stattfindet. Gerade in der Flüchtlingsarbeit haben die haupt- und ehrenamtlichen Strukturen in den Stadtteilen einen wertvollen Dienst erbracht.“

„Die Kirchengemeinden sind ein wichtiger Teil unseres gesellschaftlichen Lebens in Rheydt. Ohne das Engagement der vielen Ehrenamtler fände vieles nicht mehr statt. Ob seelsorgerische Arbeit, Bildungsangebote, kulturelle Events oder Feste in den Stadtteilen – vieles wird von den Gemeinden initiiert. Der Austausch mit Olaf Nöller hat gezeigt, dass die Kirchen sich nicht als Closed Shop verstehen, sondern an einem intensiven Dialog über Religionsgrenzen hinweg interessiert sind“, so Matthias Poser, Vorsitzender des SPD-Ortsvereins Rheydt/ Odenkirchen.