Diskussion über barrierefreie Stadtentwicklung: „In Mönchengladbach gibt es genug zu tun!“

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Ob bei der Sanierung der Kaiser-Friedrich-Halle, dem Umbau von Haltestellen, dem Neubau des Rathauses in Rheydt, aktuellen Wohnungsbauprojekten oder der Gestaltung öffentlicher Räume; überall spielt das Thema Barrierefreiheit eine Rolle. Auf Initiative von Peter Gabor kamen Martin Philippi von der Agentur Barrierefrei NRW, Ingrid Icking und Nicole Dierkes-Bludau von der Stabsstelle Inklusion der Stadt Mönchengladbach, Miriam ten-Busch, Fachbereichsleiterin Bauordnung, sowie der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs zusammen, um im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung der Sozialdemokratischen Gemeinschaft für Kommunalpolitik (SGK) über Fortschritte, Probleme und vor allem zukünftige Handlungsfelder zu sprechen.

„Jedes Neubau- oder Sanierungsvorhaben schafft die Chance, ein Stück mehr Barrierefreiheit in der Stadt umzusetzen. Natürlich kann man nicht von heute auf morgen eine ganze Stadt umkrempeln. Umso wichtiger ist es dann aber, jede Chance zu nutzen und mit Kreativität an die Sache heranzugehen. Ein Gebäude, das barrierefrei ist, ist zukunftsfähig und damit auch wirtschaftlich. Die Stabsstelle Inklusion leistet einen wichtigen Beitrag, um genau hier zu unterstützen und immer wieder die Belange der betroffenen Menschen einzubringen. Mich ärgert es dann schon, wenn es nach wie vor Maßnahmen gibt, bei denen die Barrierefreiheit nicht ausreichend beachtet wird, wie beispielsweise bei der Vergabe von Büroräumen im Rathaus Rheydt. Hier hätte mehr Kommunikation sicher geholfen. Wenn Mönchengladbach für alle Menschen lebenswert sein soll, muss das Thema barrierefreie Stadtentwicklung eine stärkere Rolle spielen. In Mönchengladbach gibt es genug zu tun“, betont Peter Gabor, sachkundiges Mitglied im Ausschuss für Soziales, Gesundheit und Senioren sowie Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft SelbstAktiv in der SPD Mönchengladbach.

Martin Philippi von der Agentur Barrierefrei NRW stellt fest: „Barrierefreiheit ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in eine inklusive Gesellschaft, in der Menschen mit und ohne Behinderung in ihrer Unterschiedlichkeit gleichberechtigt miteinander leben können. Barrierefreiheit nutzt allen Menschen. Deshalb müssen Gebäude und öffentliche Räume so gebaut werden, dass alle Menschen sie auch wirklich nutzen können. Bei bestehenden Häusern sieht die Situation natürlich anders aus. Bei einer Sanierungsquote von ca. ein Prozent bleiben gerade ältere Menschen, die schon lange in ihren Wohnungen leben, von den Fortschritten ausgeschlossen. Die neue Landesbauordnung in NRW sorgt dafür, dass altengerechte Wohnungen zukünftig zum Standard im Wohnungsneubau werden. Eine echte Rollstuhlquote gibt es – anders als in Rheinland-Pfalz – nicht. Um Tendenzen wie der Vereinsamung entgegenzuwirken, ist es wichtig, dezentrale Quartiersarbeit auszubauen. Beratung und Assistenz vor Ort stärken die Teilhabe und ermöglichen mehr Selbstbestimmung.“

„Die Rückmeldungen der Stabsstelle Inklusion und der Bauordnung lassen erkennen, dass Aspekte der Barrierefreiheit bei den allermeisten Projekten von vorneherein berücksichtigt werden. Häufig sind Bauherren offen für Verbesserungsvorschläge, da mittlerweile viele erkannt haben, dass barrierefreies Bauen vielen Nutzergruppen entgegenkommt. Bei Großprojekten wie dem neuen Rathaus in Rheydt ist es wichtig, sich über die gesetzlichen Standards hinaus Gedanken zu machen. Schon in der jetzt anlaufenden Vorplanungsphase muss die Stabsstelle eingebunden werden. Barrierefreiheit heißt nämlich mehr, als ausreichend Aufzüge und breitere Türen. Taktile Leitsysteme im Boden, ein leicht verständliches Orientierungssystem im Gebäude und abgestimmte Farben bzw. Materialien müssen schon von Beginn an mitgedacht werden. Daher muss die Inklusionsbeauftragte in das Projekt frühzeitig mit einbezogen werden. Auch bei einem anderen städtischen Projekt gibt es Handlungsbedarf. Für die Sanierung der Kaiser-Friedrich-Halle wird uns das Gebäudemanagement im nächsten Ausschuss darstellen, wie im Zuge der notwendigen Arbeiten auch eine bessere Barrierefreiheit erreicht werden kann“, unterstützt der SPD-Fraktionsvorsitzende Felix Heinrichs.